Microsofts Fenster zum Erfolg

Am Wochenende (20.11.2010)  wurde ein rundes Jubiläum gefeiert:

Microsofts Betriebssystem Windows ist nun ein Vierteljahrhundert alt – eine Zeit des Wachstums und der Monopole.

Fenster auf für Windows 95. Foto: dpa / microsoft

Die Geschichte von Windows beginnt mit einer Marketinglüge. Als Microsoft am 10. November 1983 auf der Computermesse Comdex in Las Vegas seine erste eigene grafische Benutzerschnittstelle für den IBM-PC und kompatible Computer vorstellte, war das Produkt noch nicht zum Verkauf bereit.

Stattdessen gab es viel Werbung für die „Software-Sensation“, wie es damals hieß.  Taxiflotten und Hotelbettbezüge in „Sin City“ waren mit Logos des damals vergleichsweise kleinen Softwareunternehmens geschmückt. Windows selbst erwies sich zunächst als reinrassige „Vaporware“. So nennt man in der IT-Branche Produkte, die trotz Ankündigung lange auf sich warten lassen. Erst zwei Jahre später, am 20. November 1985, wurde in den USA die erste Version verkauft – auf seltsame Art beworben (youtube-Link) vom heutigen Microsoft-Chef Steve Ballmer.

Windows 1.0 war nur ein Software-Aufsatz für das damals gebräuchliche, textbasierte Betriebssystem DOS. Viel konnte man mit der 99 Dollar teuren Software noch nicht anfangen. Die wichtigsten Anwendungshersteller hatten ihre Programme noch nicht an Windows angepasst.  Deswegen mussten die Benutzer ständig von der grafisch schlichten Oberfläche in noch schlichtere DOS-Programme wechseln. Es gab bereits Icons – von Microsoft als „Sinnbilder“ ins Deutsche übersetzt -, einen Kalender, unterschiedliche Anordnungsmodi für Fenster, eine Uhr und das Spiel Reversi. (Solitaire gab es erst ab Windows 3.0.)

Anfangs ging es mit dem Verkauf recht schleppend voran. Erst die Windows-Versionen der verbreiteten Büroprogramme Microsofts zwangen die Nutzer, den Textmodus nach und nach aufzugeben. Mit ihnen kamen die ersten Erfolge. Zwar versuchte die Konkurrenz eigene Oberflächen zu etablieren – GEM von Digital Research, Top View von IBM oder DESQview von Quarterdesk -, doch vor allem Windows verbreitete sich.

Windows 2.0 erschien 1987 und kam ebenfalls recht schlicht daher, das DOS-Zeitalter war noch nicht vorbei. Stattdessen fing sich Microsoft nur wenig später eine Klage des Computerherstellers Apple ein. Das Management von Apple meinte, der Softwarekonzern habe sich mit Windows zu stark beim vorher erschienenen Macintosh-Betriebssystem bedient. Vier Jahre später verwarf ein Gericht Apples Klage in den meisten Punkten.

Mit Windows 3.0 gelang ab 1990 der endgültige Durchbruch. Diese Version und besonders die 1992 und 1993 erschienenen Versionen 3.1 und 3.11 machten das Fensterln in den meisten Büros zum Standard und bescherten Microsoft dank geschickt ausgehandelter Verträge mit PC-Herstellern eine Gelddruckmaschine, die bis heute rund läuft.

Mit Windows NT kam 1992 ein Programm für Server-Systeme hinzu, das den Weg in viele Rechenzentren fand. Kurzzeitig wurde zusammen mit IBM an OS/2 gearbeitet, einem Projekt, das Windows ablösen sollte – und scheiterte. Microsoft machte lieber alleine weiter.

Die Windows 3.11-Zeit endete mit Windows 95 im August 1995. Für die Werbung kaufte  Microsoft sogar die Rolling Stones mit ihrem Song „Start me up“ ein. Seitdem hat das Betriebssystem einen Startknopf, der – wenig intuitiv – auch noch den Ausschaltbutton enthält. Windows 95 hielt sechs Jahre lang durch, wurde noch mit Windows 98 und Me („Millennium Edition“) am Leben erhalten. 2001 folgte Windows XP („eXPerience“ – Erfahrung) auf den Markt, das vielen PC-Freunden nach wie vor als Lieblingsbetriebssystem gilt und in so mancher Firma noch immer läuft.

Der XP-Nachfolger Vista erschien sechs Jahre später und gilt bis heute als größter Flop in der Geschichte von Windows. Insbesondere Vielnutzer konnten mit dem System wenig anfangen. Häufig hieß es, die Optik sei überladen, das Programm brauche zu viel Speicherkapazität und Treiber für externe Geräte verursachten nichts als Probleme.

Mit Windows 7, das im Oktober 2009 auf den Markt kam, machte Microsoft vieles wieder gut. Selbst bekennende PC-Hasser gaben dem System den einen oder anderen Innovationspunkt für die letzte und neueste Version. Die Verkaufszahlen sind gut und sichern Microsofts führende Stellung, manche sagen auch: Monopolstellung, im Bereich der Betriebssysteme. Nicht einmal ein großangelegtes US-Kartellverfahren hat diese Position erschüttern können.

Quelle: http://www.taz.de

Euer Daniel, PFVF.de Team

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