Update: Programmierkabel für VR120, DX77, DJ S45, IC E90…

Jeder der den Yaesu VR120 Scanner kennt, weiß dass das manuelle programmieren eine zeitraubende Arbeit ist. Mit ca. 6 Knöpfen geht die Bedienung zwar im VFO Modus noch recht gut, allerdings macht das Speichern von Frequenzen nicht wirklich Spaß.

So hab ich mich entschlossen ein Interfacekabel für den PC zu bauen. Es gibt zwar bereits Kabel auf dem Markt, allerdings werden diese für 40 Euro oder mehr angeboten. Das ist dann doch etwas zu teuer. In der Theorie klingt das recht einfach: „Bringe die 12+ und 12- Pegel von der RS232 auf 5+ und 0 Pegel“. In der Praxis ist es leider nicht mit 2, 3 Widerständen getan. Also muss ein anständiger Pegelwandler her. Es gibt folgende Schaltungen:

Mit MAX232/233 IC:
Vorteil: Pegelwandlung ohne Verzerrung
Nachteil: Stabilisierte 5V Zufuhr ist nötig, Schaltung fällt größer aus, teures IC

2 Transistor Technik:
Vorteil: Preislich günstiger Aufbau, Kompakter als MAX 232 Schaltung, keine Stromzufuhr nötig
Nachteil: Häufige Probleme mit dem Pegel

6 Transistor Technik:
Vorteil: Keine Probleme mit Pegel, günstige Bauelemente, keine Stromzufuhr nötig
Nachteil: Komplexere Schaltung durch mehr Transistoren, Widerstände…

2 MOS-FET:
Vorteil: Kompakte Schaltung mit wenigen Bauelementen, keine Stromzufuhr nötig
Nachteil: MOS-FETs sind empfindlich gegen statische Entladung

Da die MOS-FET Schaltung einfach und günstig ist, hab ich mich für diese entschieden. Das Modul wird folgendermaßen aufgebaut sein:

Man sieht anhand des Schaltplans, das RxD und TxD auf eine Ader zusammengeführt wurden. Es gibt auch Geräte die RxD und TxD separat haben. In diesen Fall müsste man die gestrichelte Linie auftrennen.

Die Pinbelegung beim 3,5mm Klinkenstecker trifft nur beim VR-120 zu. Alle anderen Yaesu Funkgeräte verwenden den 4 Poligen Klinkenstecker. Mit passenden Adaptern kann dieses Interface aber auch für andere Geräte verwendet werden.

Nachdem ich gestern noch beim Conrad war, hatte ich auch gleich eine Gelegenheit mir die Teile zu kaufen. Obwohl Conrad ja bekanntlich teuer ist, hab ich alle Teile für unter 5€ bekommen. Nun ging es an das erste Zusammenstecken der Bauteile:

Am schwersten war es den D-SUB Stecker irgendwie an die Kabel zu klemmen. Die Arbeit zahlte sich jedoch aus:


Der Kabel-Test wurde ohne Probleme bestanden! … und es wurden noch nicht einmal spezielle geschirmte Leitungen verwendet 🙂 Das auslesen der Daten war nun auch kein Problem mehr. Man geht dazu folgendermaßen vor:

VR120 erst ausschalten –> in den Clone Mode mit <FUNC> <BND> <PWR> –> Programm zum auslesen starten –> <Mode> auf dem Yaesu drücken und warten. Danach erscheint folgendes:

Das Modul wurde dank der Hilfe von DL1THP an einen Abend zusammengebaut:

Nun hat sich jedoch herausgestellt, das die Software noch das einzige Problem ist.  Leider Funktioniert der VR-120 Commander nicht wie gewollt. Das Auslesen läuft ohne Probleme, allerdings gibt es beim Beschreiben auf dem VR120, den Fehler ERR16. Da es sonst aber kaum andere Programme für den kleinen gibt, steht man nun vor einen Problem.

Es gibt auch noch die Alternative tk120. Dafür muss man allerdings den Script-Interpreter tcl/tk installieren. Da ich einfach keinen Ballast auf meinen System haben will, habe ich das Script einfach kompiliert. Nun braucht man auch nicht mehr den Interpreter zu installieren. Das Ein- und Auslesen funktioniert nun somit auch.

—> Download: vr120_ttlpack

Hinweise: Um das Programm zu starten, muss die  start_tk120.bat  ausgeführt werden. Das Programm funktioniert ab Win2000. TK120 öffnet einige Fenster, sobald eines davon geschlossen wird, beendet sich das Programm.

 

Nachtrag von 28.11.2012: Ich habe nun das Modul ein zweites mal zusammengebaut. Dabei ist mir ein kleiner Fehler in der MOS-FET Pinbelegung aufgefallen:  es wurde Drain und Source vertauscht. Der oben abgebildete Schaltplan ist nun korrekt! Der Download-Link wurde des weiteren auch erneuert.

Zusätzlich bin ich dazu gekommen das Interface an weiteren Geräten zu testen:


Das Alinco DX77 lässt sich über das Interface fernsteuern (CAT). Beachten sollte man lediglich das auf RTS ein Signal anliegt. Das ganze ist auch über ein Terminal möglich. Dazu habe ich einfach Putty genommen und eine Verbindung zum Serialport aufgebaut (9600bps). Mit Befehlen wie  AL2G5  lässt sich beispielsweise die Modulation auf FM umstellen, andere Befehle wie AL3H geben gleich mehrere Parameter wie Frequenz, Filter etc zurück. Eine ausführliche Befehlsreferenz findet man hier. Leider verursacht PC und Interface sehr viel QRM. Das sollte sich aber durch Abschirmung und eine Masse-Trennung beheben lassen.

Am Alinco S45-E lassen sich die Speicherplätze beschreiben. Allerdings wird dazu nicht RTS verwendet sondern DTR. Dazu muss PIN 7 auf PIN 4 umgelötet werden. So lässt sich dieses Interface als Ersatz zum ERW-4C Kabel verwenden. Allerdings hat die Software von Alinco einen Fehler! Diesen hab ich nachträglich per Debugger behoben.

Bei meinen Alinco DJ 596 funktioniert das Kabel ebenso. Allerdings kann man die Originale 16Bit-DOS Software eher vergessen: Sie funktioniert selbst im echten DOS-Modus nicht (getestet per Bootdiskette). Eine sehr gute alternative bietet CHIRP. Das Programm unterstützt sehr viele gängige Modelle. Damit lassen sich der Kanal-Speicher sehr schön anpassen und selbst beschriften. Vielen Dank für den Tipp an DL5NBZ.

Am Icom IC E90: Anschluss über 3.5mm SP-Buchse (wie vr120). Hier kann das kostenpflichtige ICOM CS-T90A verwendet werden. Dieses Programm findet man allerdings auch schnell auf Google 4 free.

Am Yaesu VX-7E: In Kombination mit 3.5 zu 2.5mm Adapter und CT91 Adapter (notfalls geht auch EDS10) ist das Cloning möglich. Software: z.B. VX-7 Commander.

Am Yaesu FT 817: Hier muss die zusammengeführte Leitung für TxD und RxD aufgetrennt werden. Diese Adern gehen dann auf die ACC Buchse. Somit ist auch eine CAT-Steuerung möglich. Galvanische Trennung für KW ist empfehlenswert. Software: z.B. Commander von DXlab.

Am Yaesu FT 7800: RxD und TxD zusammen. An der PS/2 Buchse wird als Clone-Port Pin 3 (PTT) und Pin 2 für GND verwendet. Ich verwende für das Gerät CHIRP, was für mich gut funktioniert.
Damit ich das Kabel weiterverwenden kann, hab ich mir einen Adapter von Klinke auf PS2 gebaut. Das graue PS2-Kabel geht zum FT7800:

Programmieren per USB: Bis jetzt verwende ich einen Prolific-USB-RS232 Adapter. Dieser Adapter funktioniert an DX77 und S45. Allerdings sollte man vom Prolific-Adapter beim Firmware-Updates eher absehen. Eine bessere Wahl ist ein Adapter mit FTDI Chip. Dieser wurde auch von einigen OMs empfohlen.

–> Bitte beachten: DATA und GND muss auf den richtigen Stecker und Pin gelegt sein. Diese unterscheiden sich von Hersteller zu Hersteller. In der Beschreibung findet man den richtigen Stecker meist unter Cloning. Außerdem muss das Gerät mit 5V TTL Pegeln arbeiten.

Alternative Softwarequellen:
KC8UNJs Seite (hauptsächlich Yaesu HFG)
Alinco Herstellerseite
Thiecom FTP
CHIRP (Freeware, unterstützt sehr viele Funkgeräte)

Bis jetzt erfolgreich getestete Geräte:
Yaesu
 VR120, FT7800, FT817, VX7,
Icom     IC E90,
Alinco  
DX77, DJ S45, DJ 596

Habt ihr das Interface an weiteren Geräten getestet? Dann würde ich mich über ein kurzes Kommentar mit Software und Gerät freuen.

Martin, DO6MST; PFVF.de Team

5 Gedanken zu „Update: Programmierkabel für VR120, DX77, DJ S45, IC E90…

  1. DG4NGN, Udo

    Hallo Martin,

    ja ich bin an einem Download interessiert, hast Du auch schon eine Lösung für ein USB Kabel?
    Ich hab mir damals für den VR120D ein Kabel bestellt
    http://cgi.ebay.de/USB-Programmierkabel-Yaesu-Vertex-VX-5R-10-300-7R-/280612059852?pt=DE_TV_Video_Elektronik_Funkger%C3%A4te&hash=item4155c83acc

    damals stand in der Anzeige auch VR 120 dabei.
    Dann habe ich ein wenig mit dem tk 120 her rum experimentiert, bin aber nicht erfolgreich gewesen.

    Für Hilfe bin ich dankbar.

    Gruß Udo

  2. Michael

    Hallo Martin,
    der Beitrag ist schon etwas älter, vielleicht hast du trotzdem einen Tipp für mich.
    Wenn ich mit der TK120 Software vom VR-120D lesen will, dann kommt immer die Fehlermeldung, dass der Comport nicht konfiguriert werden kann. Der Cabletester sagt aber, dass alle ok sei. Ich befürchte, dass es ein grundsätzliches Problem mit Win7 x64 gibt. Hast du eine Idee?

    Vielen Dank im Voraus,
    Michael

    1. Martin Beitragsautor

      Hallo Michael;
      Leider hab ich inzwischen den VR-120 nicht mehr, deshalb kann ich nur eingeschränkt testen. Unter Win7 x64 konnte ich allerdings keine Probleme feststellen.
      TK120 ging bei mir erfolgreich in den Datenempfangsmodus. Tritt diese Fehlermeldung auch ohne angestecktes Gerät auf? Ansonsten kann es an den Geräte-Einstellungen liegen: In der Systemsteuerung auf dem Geräte-Manager gehen und dann unter Anschlüsse (COM & LPT) den entsprechenden Anschluss öffnen. Unter Anschlusseinstellungen sollte folgendes eingestellt sein: 9600 bps, 8 Datenbits, Keine Parität, 1 Stopbit, Keine Flusssteuerung. Damit am besten mal probieren 😉
      Gruß Martin

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